#4 | Gabelle Amaro Salato di Torino

Herkunft: Italien (Turin) / 22% / Preis: ca. 28€


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Diese kleine Amaro-Besprechung behandelt einen sehr interessanten Fall. Zunächst sollte man mal klären: Wer kommt darauf, "salzigen Amaro" abzufüllen? Die Antwort lautet Dennis Zoppi, seines Zeichens lange eine ziemliche Größe auf Instagram, was das Mixology-Game angeht, wenn auch nun seit einer Weile dort nicht mehr ansatzweise so aktiv wie vor ein paar Jahren noch. Hier fiel er insbesondere mit seinen an die moderne Sterneküche erinnernden Präsentationen von seinen Drinkkreationen auf. Seit 20 Jahren im Gastro-Business, seit 2012 schon für Gastronomie auch Produkte am Entwickeln und seit 2019 wiederum "offiziell" auch mit der eigenen Micro-Distillery unter seinem eigenen Namen, Zoppi Distillery aktiv. Hier kann man einen kurzen Artikel über ihn und jene Distillery lesen.

Doch etwas konkreter mal zur Flasche. Unter dem inzwischen sehr diversen Portfolio der Brennerei, von den Anfängen (natürlich mit Gin, was sonst?) zu Shochu und eben Likören, einige davon schon mit dem ein oder anderen Preis, finden wir auch den Gabelle Amaro Salato di Torino. Bereits im Namen trägt er den Hinweis auf das Salz, inspiriert von der Via del Sale. Eine historische Salzhandelsroute in der Region Ligurien-Piemont, die Teil eines Netzwerks von Handelsrouten ist, die die ligurische Küste mit der Po-Ebene und der Provence in Frankreich und wiederum Turin in Norditalien verbinden. Die Flasche hat inzwischen ein Neudesign erfahren. Aber mir gefällt das elegantere, alte Design mit mehr Details und der runderen Bottle oben im Foto deutlich besser, um ehrlich zu sein.

Die Zutaten, die bekannt sind, umfassen Rhabarber, Chinotto, Salz, Lindenblüten und auch Oregano. Man merkt bereits die Fokussierung auf eher sanftere Aromen im Vergleich zu anderen Amaros. Auch die Notes unten verraten bereits, was ein wenig mein Fazit ist: Für mich ist es eher ein spannender Aperitivo als "echter" Amaro. Letzterer wird ja für beispielsweise Experten Brad T. Parsons darüber definiert, dass man ihn eben nach dem Essen als Digestif trinkt. Hier haben wir etwas, das ein wenig erinnert an Aperol, mit einem Hauch Suze vermischt und dann eben einer Prise Salz dabei. So wäre für mich auch der Einsatz sinnvoll, weniger als Campari-Ersatz, mehr statt Aperol. Dann kann er gut funktionieren, durch seine Salznote auch sicherlich ein hervorragender Kandidat für Kombinationen mit trockenen Sherries in stirred Drinks oder auch mal einem Longdrink mit Soda oder einem dezenten, anderen Filler. Dort kann er durchaus eine kulinarische Note dazugeben, die man sonst nicht so findet. Rein für sich pur ist er mir zu ungewohnt süß-salzig und auch abseits des Salzes etwas charakterlos, um mit anderen, intensiveren Amaros mitzuhalten.

Nose:

So mit das dezenteste, was man an Amaro-Aromen finden wird, kein Wunder, denn hier liegt der Fokus ja darauf etwas dezentes wie Salz irgendwie mit Amaro zu vermählen, während andere Amaros auf die Kraft aromatischster, bitterer Substanzen setzen, etwas Zitrusschalen wie Mandarine und Bergamotte, dazu in der Tat dezente Salznoten und etwas Toffee, etwas Enzian, Chinarinde und Rhabarber

Taste:

Rhabarber, erinnert mehr an die helle Bitter-Richtung wie Aperol, um einen bekannteren Vergleich zu nennen oder Nonino, Chinarinde, dazu Zitrusschalen von Bergamotte insbesondere, vllt. etwas Pampelmuse, Enzian und dezente Salznoten

Finish:

Hier kommen die Salznoten erst wirklich merklicher heraus, fein salziger Abgang mit Rhabarber, gedörrten Zitrusschalen, Zimt, etwas Kamillentee und Fenchel

 

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