#15 | LiQ Bar, Düsseldorf, Germany
Last Visit: May 2023
Die LiQ-Bar in Düsseldorf ist eine von vielen, die sich gerne nicht ganz zu ernst nehmen und insbesondere eine gute Zeit und Energie an ihr durchaus bunt gemischtes Publikum im schönen Pempelfort weitergeben möchte. Dass es dabei funktioniert, ganz ohne jeden künstlichen Zwang, ein unaufdringliches und doch merkliches Retro-Konzept in Design und Menü zu vermitteln, auch ohne dabei den Fokus auf die zuvor erwähnten Aspekte zu verlieren, ist ein glücklicher Ausgang.
Ausgang wovon? Nun, der Wiedergeburt einer kleinen Institution der Düsseldorfer Barszene, denn die LiQ-Bar gab es schon gute 10 Jahre vor ihrer Schließung in Corona-Zeiten und wurde nach 2 Jahren eben dieser von dem Betreiber der nur wenige Gehminuten entfernten Square Bar 2022 übernommen, David Rippen.
Auch die Square Bar vermittelt immer gute Laune und Humor in ihren kreativen Menüs & den enthaltenen Designs. Liest man Rippens Aussagen in der Mixology, hatte jedoch das neue Konzept der LiQ auch mit ihrem bereits vorhandenen Interieur zu tun. Da war einfach bereits dieser leichte Retro-Flair, vllt. bereits zu ihrer Hochzeit etwas veraltet, wenn man es böse ausdrücken möchte, oder eben an den late 80s bis 90s "orientiert", Lila, LEDs, die ikonischen Lippen an der Wand, "etwas eigen", könnte man auch sagen? Jedenfalls hat David Rippen, der die vorigen Betreiber bereits seit Jahrzehnten kannte, dies als Ausgangspunkt genommen und logisch weiterführt, auch im Menü.
Bei diesem fängt das Augenzwinkern schon an, wenn es einem überreicht wird. Schwarz, Lila, der Font, beim Aufklappen auch noch Drinks in Pixelgrafik, 80s-"Kitsch", kurz vor der Schmerzgrenze. Aber eben doch noch ein Lächeln auf die Lippen zaubernd, gerade für die Generation wie mich, die es eh nur als Modetrend des letzten Jahrzehnts kennt und nicht tatsächlich miterlebt hat.
Was direkt auffällt: Fast exakt soviele non-alcoholic Drinks wie ihre berauschenden Counterparts, als Teil des Konzepts, wie man hier versichert. Eigentlich recht amüsant, wenn man den Gedanken weiterführt: Da legt man sich auf 1980s fest und die eine Stelle, an der man bewusst und deutlich bricht, ist plötzlich der "fehlende" Alkohol, so garnicht 80s. Andererseits, wenn es irgendwo dann doch charmant ist, seine eigene Vorstellung als Gegenentwurf einfließen zu lassen, dann hier. Das kann man respektieren, auch deshalb entschied ich mich bewusst nach längerer Zeit mal wieder einen nicht-alkoholischen Drink zu testen. Die werden zwar in Magazinen wie der Mixology & Co immer wieder viel diskutiert und hochthematisiert, bekommen jedoch in den wenigsten Bars dieses tatsächlich gleichwertige Gewicht wie z.B. hier in der LiQ-Bar.
Foto Copyright: Mixology
Bei der Navigation durch eben jenes Retro-Menü hilft einem das äußerst freundliche Barteam, professionell und zuvorkommend, aber auch mit der gewissen Lockerheit, ohne, dass diese je aufgesetzt wirken würde. So durfte direkt an einem neuen Bourbon im Portfolio genippt oder die neue Kreation für die Pop Up-Bar im Café Kwadrat getestet werden. Außerdem wurde über den verrückten Zufall gesprochen, dass man gleichzeitig in Athen 2 Wochen zuvor war und sogar Zeit in den selben Lokalitäten verbracht hat, die (Bar)Welt ist eben klein…
Der Auftritt im Café (direkt um die Ecke von der LiQ-Bar) ist dabei auch wichtig für euch, denn dies bedeutet tatsächlich für die nächsten Sommerwochen, dass die Bar wochentags ganz geschlossen hat und lediglich Freitag und Samstag, ab 22 Uhr, am eigentlichen Standort ist. Dafür umso eine bessere Gelegenheit in jenem Café vorbeizuschauen und die extra neuen 5-6 Signaturedrinks für eben jenes jeweils ab 19 Uhr testen zu können (Die-Sa). Sobald diese Sommerphase vorüber ist, werden wir diesen Part im Artikel updaten.
Cuba Libre Spezi Style:
| Orange Infused Havana 7y
| Rock Candy
| Lime
| Afri Cola Espuma
| Bitters
Dekonstruierte Drinks sind immer wieder interessant, ob ein Pina Colada Old Fashioned (schon mehrfach gesehen, z.B. im Jaded Monkey in München, klasse) oder wie hier ein Cuba Libre, quasi als Daiquiri mit Espuma oben drauf. Mein Favorit des Abends, die Orange kommt schön zesty rüber, da sie auch inkl. Schalen infusioniert wurde. Der Kandiszuckersirup statt normalem Simple Syrup gibt nochmal den kleinen, konzentrierten Kick und Volumen, das Espuma war fantastisch. Espumas dürften durchaus wieder mehr zurückkommen, da konnte ich nur höchstaromatische Ergebnisse in letzter Zeit erriechen, die bereits aus 30cm Entfernung eine Aromadimension hinzufügen, die ihresgleichen sucht.
Herr Nilsson:
| Wild Turkey Bourbon
| Plantation Original Dark
| Triple Juice
| Pancake Syrup
| Bananacurd
| Kefir
| Sesame
Kurze Erklärung: Triple Juice meint die Kombo Orange-Lime-Lemon, Pancake Syrup tatsächlich den Sirup, den man eben auf Pancakes gibt, aus Ahornsirup und Honig gemischt. Insgesamt ein sehr süffiger Drink, da ich mehr auf der Suche nach bold flavours war, hat der für mich als letzter an dem Tag abgeschnitten, da von den Spirits auch eher wenig durchkommt. Der soll cremig sein, gute Laune bringen und nette Erinnerungen an Leckereien wecken (und auch diesen leichten Retro-Charme vermitteln) und das macht er super, sicherlich finden viele großen Gefallen hieran.
Mexican Standoff:
| Lavendel Mezcal
| Amaro Montenegro
| Campari
| Orange Blossom Water
Mezcal Negronis, immer wieder interessant wie unterschiedlich sie interpretiert werden. Hier durchaus ausgebauter mit einer Lavendel-Infusion, Montenegro statt rotem Wermut und noch ein paar Tropfen Orange Blossom Water. Ein Kontrast, aus Floralität und dem eben eigentlich herberen Mezcal, der durchaus aufgeht und zu gefallen weiß. Überraschend smooth, der Montenegro mit seinen eigenen Bitterorangen-Noten rundet auch den Campari (auf den ich sonst etwas empfindlich bin) nett ab, der Lavendel ist eben nicht diese Stufe zu seifig, wie ich es in anderen Bars mit Lavendeldrinks schon erlebt habe. Anspruchsvolles Signature Negroni Handwerk!
Like A Virgin:
| Tanqueray 0,0%
| Spruce Cordial
| Eucalyptus Tincture
Da ist er, der non-alcoholic Drink der Wahl, auf die Rückfrage hin, welcher denn der mit dem intensivsten Aroma sei. Und ich wurde was das anbelangt nicht enttäuscht, der Fichten-Cordial ist natürlich der Star hier, hilft einem "Gin" ohne % ein wenig aus doch den gewissen Punch zu bekommen. So ist der Drink voll und sehr aromatisch, auch das Eukalyptus ist dezent und doch merklich eingebunden, nach hinten raus, so wird es wohl immer bei non-alcoholics sein, merkt man ein wenig das etwas kürzere und elegantere Finish durch den fehlenden Aromageber Alkohol. Nichtsdestotrotz einer der besten non-alcoholic Drinks, die ich je probieren durfte. Insbesondere im Sommer ein No-Brainer und nach dem deconstructed Cuba Libre sogar mein zweitliebster des Besuchs.
Die LiQ Bar ist diese typische Art Bar, die in jeder Stadt eine kleine Bereicherung für die örtliche Bar-Community wäre, entspannt und doch kreativ in ihrer Menüzusammenstellung, nicht aufgesetzt ambitioniert oder wiederum zu sehr an einem Touristenpublikum orientert (das verläuft sich hier eher unwahrscheinlich hin).
Die Drinks bieten etwas für diverse Geschmäcker, insbesondere der Anspruch dem stetig wachsenden non-alcoholic-Trend gerecht zu werden, ist auf der Höhe der Zeit. So findet dieser Akt der Wiederbelebung eines fast schon verlorenen Barnamens in Zukunft defintiv in unseren und meinen Empfehlungspool für Barflys, die sich in Düsseldorf umschauen wollen. Die Nähe zu den anderen Institutionen der Bar-Community in der Stadt, dem großen Bruder, Square Bar (Review folgt in Kürze), sowie dem Petit Punch sind dabei weitere Faktoren, die einen Besuch zum No-Brainer machen.