Turntable X Starward Blended Whisky No.1
Alle unsere Leser, die wie ich selbst bereits tiefere Erfahrung im Whiskythema gefunden haben und das vielleicht länger als 2-3 Jahre, werden sich noch an die große Debatte um Compass Box und die damalige Rüge der SWA (Scotch Whisky Association) erinnern. Viel Fehlinformation ging damals darüber herum, was man eigentlich über einen Blended Scotch Inhalt preisgeben dürfte. Wie man hier exemplarisch gut sieht und warum ich darauf komme: Nur das Alter nicht, dann passt das schon! Genaue %-Anteile und sogar Fassauswahl, wie auch die Brennereien (sofern natürlich die Erlaubnis gegeben wurde) sind zulässig.
Das Ganze hat auch keine sinistren Hintergründe - groß war natürlich die Aufregung bei Nerds damals, da wolle die SWA sicherlich Geheimnisse bewahren -, es hat sogar seinen Ursprung in EU-Regularien, die zum Schutz der Bürger vor Fehlinformation gedacht sind. So darf nämlich bei keiner gelagerten und abgefüllten Spirituose, deren Bestandteile unterschiedlich alt sind, ein anderes Alter als das jüngste (!) angegeben werden. Man denke nun wiederum an die Rum-Thematik, Solera, nur den ältesten Anteil nennen, etc. Versucht man also bei Blends ganz transparent zu sein, bricht man durch die sehr allgemein gehaltene Vorgabe theoretisch die Regel, denn man nennt ja eben auch andere Jahresangaben, auch wenn das Ziel eben das Gegenteil einer Täuschung ist. Im Fall der Bottle hier nämlich sogar die möglichst größte Offenheit. Man könnte das natürlich alles nachbessern, aber EU-Regularien sind nun nicht gerade für ihre Spontanität bekannt…
Doch kommen wir zu unserer heutigen Abfüllung: Der Turntable x Starward Collaboration Drop 01 ist ein Blended Whisky (wir wissen also bereits, mehr als nur Schotten und mehr als nur gemälzte Gerste drin!), der eine Kooperation zwischen dem noch sehr jungen und hippen Turntable Blending House und der australischen Starward Brennerei darstellt. Ganz kurz will ich erwähnen: Ja, es gibt inzwischen so einige Whiskys mit moderner Designsprache. Aber Turntable ist wirklich eines der besten Beispiele, wie man es richtig macht. Sei es dieser hier oder andere Abfüllungen mit reinem Scotch in ihren Reihen, wundervoll designt, elegant, modern, aber nicht zu overdone.
Die Master Blender verwendeten für das gute Stück hier im Rotweinfass gereiften Starward Single Malt, rauchigen Caol Ila Single Malt, Grain Whisky von der North British Destillerie und einen Teil Inchgower Single Malt, der einen schönen Backbone mit Malz und helleren Noten reinbringt.
Durch seine durchaus typische Mischung (abseits von dem Rotweinfass und Australien natürlich, mehr auf die Balance bezogen) mit nur leicht rauchigem Anteil, kann er theoretisch auch prima in Drinks genutzt werden, die nach "Blended Scotch" verlangen. Die nutzen zwar durchaus oft welche mit rauchigerem Anteil (man denke an JW Black Label), das tut dem Ganzen aber keinen Abbruch. Denn das kontert unsere Abfüllung hier umso einfacher mit mehr Komplexität und Tiefe. So kriegen einige der Drinks einen besonderen Spin, extrem gut macht er sich beispielsweise in einem Modern Classic, dem kürzlich in unsere Cocktail Library aufgenommenen Rapscallion.
Generell natürlich sind in dem Preisbereich Cocktails präferabel, die den Whisky wirklich auch durchscheinen lassen. Dementsprechend kommt einem sofort ein Old Fashioned in den Kopf, hier kann man klasse mit den weinigen Noten der Fässer spielen und beispielsweise statt dem Zuckersirup die Süße über 2 Barlöffel Tawny Port beifügen (oder noch passender, selbstgemachter Rotweinsirup) und dann mit den Bitters der Wahl (Cranberry oder Cherry-Bitters wären hier auch sehr spannend) verfeinern und abrunden. 1-2 Beispiele für OF-like Drinks, die gut mit dem Whisky funktionieren, werden wir die nächsten Wochen noch auf LT veröffentlichen.
Tasting Notes
Nose:
Die Kombination ist durchaus interessant, man hat einerseits eine dezente Rauchigkeit, aber doch recht entfernt von selbst leichten Islays, was Sinn macht, da Caol Ila ja bereits mit der leichteste Islay ist und hier nur in kleinem Part vorkommt, crispy Toastbrot, dazu auch gewisse frische Beerensüße, Erdbeeren, Cranberries, angeflammte Kokosraspeln, Malz
Taste:
Hier kommt doch noch mehr Islay durch als in der Nase, einige Algen, schön salzige Gischt, dazu wieder das deftig getoastete Brot, Malz, ein paar junge, säuerliche Beeren, Johannisbeeren und Cranberries, sowie junge Erdbeeren, Tabak und merklich Eiche, sowie flambierte Kokosnuss
Finish:
Eichig, Tabak-lastig, vertrocknete Algen, ein Hauch Asche, Malz, deftig-trocken und salzig
Die Flasche wurde von Kirsch Import zur Verfügung gestellt, danke.