Grapediggaz Wermut
Es ist bereits im Sommer gewesen, dass diese zwei Flaschen uns von Kirsch Import zugeschickt wurden zum Testen. Warum hat es so lange bis zu einer Besprechung davon gebraucht? Nun, weil wir viele, sehr viele Drinks durchprobiert haben. Nicht, um absolut sicherzugehen, dass sie sich vielseitig einsetzbar zeigen, dafür reichen 2–3 gut ausgewählte Drinks aus. Nein, sondern weil insbesondere der Wermut Weiss von GrapeDiggaz schlicht so genial ist, dass wir nicht mehr aufhören konnten, gefühlt jeden Drink mit Bianco Vermouth mit ihm neu zu verköstigen …
Doch erst ein wenig grundlegende Informationen zu dem Produkt: Die GrapeDiggaz haben sich bekanntlich den Reben und Trauben verschrieben, ihr schönes Logo wird geziert von einer Schaufel, umwunden von einem Rebstock. Bisher fokussierte sich dies auf Cognac und Armagnac, einen Teil Core Range haben wir bereits besprechen können (Cognac VSOP und Armagnac XO). Doch nun sollte es auch Wermut sein, direkt aus dem Schwarzwald, wie der Kern von GrapeDiggaz selbst. Dort hat man einen Familienbetrieb im Kinzigtal gefunden, der beide Sorten herstellt. Den Wermut Rot auf Basis von Pinot Noir und den Weiss aus Riesling, wir beginnen also bereits mit einer spannenden Selektion als Basis. Die Trauben, das Wermutkraut sowie der Großteil der weiteren Zutaten werden dabei selbstverständlich regional geerntet und verarbeitet. Lediglich Kardamom und Zimtrinde für den roten Wermut, sowie Orangenschalen und Nelken für den weißen können die GrapeDiggaz logischerweise nicht direkt aus dem Schwarzwald beziehen.
Aber zurück zu, was wir konkret von den Bottlings halten: Zunächst der Wermut Rot. Mir gefällt extrem diese sehr spezielle Granatapfel-Note, die er besitzt, die Assoziation mit leichter Orientalik und dazu passende Spicyness. Er ist dabei relativ säuerlich für einen roten Wermut, insgesamt gleichzeitig frisch und spicy, hat auch eher einen elegant-seidigen Körper, nicht die Wucht mancher fassgelagerten und „full-bodied“ Wermuts wie Antica Formula. So macht er sich toll in Drinks, die mit leichteren Spirits wie Cognac und nicht zu süßmächtigen Rums arbeiten, passend zum GrapeDiggaz Portfolio also. Er bekommt manchmal Probleme in mächtigen Drinks mit Zutaten wie Islay Scotch oder Overproof Spirits, doch hier hilft oft den Anteil leicht zu erhöhen, aber nicht immer.
Der Wermut Weiss? Für uns nochmal eine ganz eigene Geschichte, um genauer zu sein ist er einer der Top 3 Barprodukte die 2023 erschienen sind (zu den anderen folgt natürlich auch noch ein Artikel). Die Intensität in der Nase, die Mischung aus exotischen Früchten, der klaren Riesling Note, aber auch leicht grüner Würze mit Zitronengras und Co, die mich fast auch an Falernum denken lassen, einzigartig und aromatisch. Gleiches zieht sich im Geschmack fort, voll, intensiv und doch frisch und belebend. Ich persönlich bin niemand, der einen Spirit oder Drink immer wieder als „Standard“ daheim trinkt, aber der Wermut Weiss war wirklich DER Drink diesen Sommer bei uns. Pur, einfach gekühlt aus dem Kühlschrank, ohne Eis im Schwenker, mit Soda oder Tonic auf Eis, geschweige in all den Drinks, ein Traum und jeder andere Proband sagte gleiches.
Ihr könnt mit vielen weiteren Drinks in der nahen Zukunft rechnen, die wir bereits gemixt haben, aktuell findet ihr für den weißen den fantastischen Yamabuki und den herben Drunk Uncle online. Für roten Wermut sind natürlich bereits so einige Drinks bei uns auf der Page. Speziell davon getestet und für sehr gut befunden, haben wir das Ergebnis beim Negroni Twist mit Cognac, dem Celebration und beispielsweise dem Cherry Mariner. Der Körper des Wermut Rot fügt sich hier sehr gut ein, der Weiss macht, wie bereits zu Anfang erwähnt, wirklich jedes Rezept mit Bianco nochmal besser.
Wermut Weiss
Nose:
Wundervoll elegante und fruchtige Nase, der Riesling macht sich direkt bemerkbar. Frische Mirabellen, Holunder, grüner Apfel, Hagebutte, sogar ein Hauch weiße Grapefruit und Blutorange in der Säure enthalten. Etwas weißer Tee und natürlich viele, zarte Weintrauben runden das Ganze ab, kommt er bei Zimmertemperatur an, vernimmt man auch hellen Blütenhonig und etwas Salbei hier und da.
Taste:
Ein Antritt mit zartem Blütenhonig, Zitronengras, Hagebuttentee, etwas weißer Grapefruitschale, grüner Apfel, etwas Birne und Holunderblüten dazwischen, Ingwer leicht kandiert, nicht scharf, wieder der weiße Tee ca. ab der Mitte, Rosenwasser, ein Hauch Mango wie bei manchen Rieslingweinen, Blütenwiese
Finish:
Stachelbeere, Zitronenmelisse, Holunder und Grapefruit, sowie frische Weintrauben und grüner Apfel, zarte Vanille
Wermut Rot
Nose:
Purer Granatapfelsaft, wow! Dahinter wildes Waldbeerengemisch, Brombeeren und Himbeeren, frische Sauerkirschen. Lässt man ihm mehr Zeit im Glas und nähert er sich der Zimmertemperatur, kommen dezente Anklänge des Wermutkrauts und etwas Kardamom, aber weit hinten. Es ist noch vor dem Helmut (den ich ja auch liebe) der fruchtig-frischste und weinigste rote Wermut, den ich bisher hatte, frische Vanille und Assoziationen von frischem Ingwersaft blitzen mal auf.
Taste:
Ah, hier ist nur kurz der Beerenkorb alleine, direkt kommt eine feine Würze und Kräutrigkeit dazu. Kardamom, Chinarinde, Wermutkraut, nicht super komplex, dafür sind alle Noten für sich schön rausgearbeitet. Die Frucht ist knapp immer noch in Führung, die Kräuter und Gewürze kommen aber nicht allzu weit danach und eine sehr frische, schöne Säure gibt viel Frische, Zwetschgen.
Finish:
Granatapfelsaft, Orangenblütenwasser, etwas junge Pflaume und Kardamom, sowie Zimt, Wermutkraut und ein Hauch Lavendel
Die Flaschen wurden von Kirsch Import zur Verfügung gestellt, danke.